GSK2 verteidigt Tabellenspitze

Knapper Sieg gegen Bergische Schachfreunde

Nachdem wir über Weihnachten überraschend an der Tabellenspitze überwintern durften, bescherte uns der erste Wettkampf im Jahr 2020 ein Auswärtsspiel gegen die Bergischen Schachfreunde. Diese waren wie wir dank „Doppelaufstieg“ im letzten Jahr aus der Verbandsliga direkt in die neu gegründete NRW-Klasse 4 katapultiert worden. Dank einem leichten Elo-/DWZ-Plus an den meisten Brettern (und den bisherigen Saisonleistungen) sahen uns die Buchmacher leicht in der Favoritenrolle.

Mehr oder weniger zeitgleich endeten die Partien an den Brettern 1, 2 und 4 mit Remis. Bei Jan an Brett 1 schien es zwar anfangs, als hätte unser Spieler in einem Königsindischen Angriff eine kleine Initiative entwickelt, diese verflüchtigte sich jedoch nach umsichtiger Verteidigung seines Gegenübers, wonach sich die Kontrahenten zurecht auf Remis einigten. (½-½).

Ich (Brett 2) bekam eine Theoriestellung im Tarrasch-Franzosen aufs Brett, in der ich den Eindruck hatte, mich besser auszukennen als mein Gegner. Dies spiegelte sich auch am Zeitverbrauch wider. Konfrontiert mit einem selten gespielten Zug wollte ich jedoch die Dinge zu früh forcieren und fand mich nach einem optisch interessanten, objektiv aber sehr fragwürdigen Einschlag in einer bedrohlichen Lage wieder. In sehr guter Stellung entschied sich mein nominell etwas schwächerer Gegner jedoch dafür, die Züge zu wiederholen. Glück gehabt! (1-1).

Wolfram (mit Schwarz an Brett 4) erlaubte seinem Gegner früh, ihm einen Isolani zuzufügen und legte seine Partie dementsprechend durchaus kämpferisch an. Nachdem sich jedoch mehrere Figurenpaare getauscht hatten und eine Stellung entstanden war, in der dank besserem Läufer höchstens noch Wolframs Gegner weiterspielen konnte (wobei man laut Wolfram in der anschließenden Analyse absolut kein Fortkommen für beide Seiten fand), nahm Wolfram das Remisangebot seines Gegners zurecht an. (1½-1½).

Sehr wichtig war zu diesem Zeitpunkt die von Michael an Brett 7 beigesteuerte Führung. Schon früh konnte Michael durch eine kleine Taktik im Giuoco Pianissimo einen Bauern gewinnen. Im Anschluss ließ unser Mann keinen Zweifel daran, dass er diese Partie für sich entscheiden würde. Bereits nach ca. 25 Zügen war Schluss für seinen Gegner. Michael steht damit nun bei der bärenstarken Ausbeute von 4½/5. Chapeau! (2½-1½).

Kurz darauf einigte sich Olena an Brett 6 mit ihrem Gegner auf Remis. Nach einer vom Gegner thematisch vorgetragenen Partie blieb Olena mit dem schlechten Läufer übrig. Da es ihr jedoch gelang, den eigenen König rechtzeitig zu zentralisieren, einigte man sich hier auf Remis. (3-2).

Um den Mannschaftssieg einzutüten, fehlten uns also noch 1½ Brettpunkte aus den verbleibenden drei Partien. Da Ferdi (Brett 4) nach zwischenzeitlich sehr vielversprechender Stellung plötzlich eine Minusfigur gegen zwei Bauern hatte, sah mein Plan vor, dass wir diese anderthalb Punkte an den Brettern von Robert (6) und Gerd (8) holen würden. Dabei müsste Gerd „lediglich“ seine Gewinnstellung nach Hause bringen und Robert irgendwie das Remis fixieren. Tatsächlich endeten alle drei Partien anders als von mir angenommen:

Zunächst gewann ausgerechnet Ferdi seine Partie: Sein Gegner tappte im letzten Zug vor der ersten Zeitkontrolle in eine Falle:

Roski – Heckötter (Brett 3)

Ferdi hatte soeben den wohl besten Zug 40. Lc4!? gespielt. Schwarz sollte nun die Qualität mit 40. … Kh8! zurückgeben und danach klar besser stehen. Stattdessen griff Schwarz mit 40. … Sxc4?? fehl, wonach Ferdi mit dem schönen Finale 41. Dg3+ (Doppelangriff auf König und Turm auf b8) Kh8 42. Dxb8+ Sg8 43. Dxg8! aufwarten konnte. An dieser Stelle gab Ferdis Gegner verständlicherweise leicht verärgert auf, ohne sich 43. … Kxg8 44. Td8+ Dxd8 45. Txd8 Tf8 46. Txf8# zeigen zu lassen. (4-2).

Robert an Brett 6 spielte in der Eröffnung zwar passiv, konnte sich im Mittelspiel aber gut befreien und ausgleichen. Im Endspiel fand er allerdings auf den Druck des gegnerischen Läuferpaars auf seine Bauernstellung nicht die richtige Antwort, übersah die Remis-Abwicklung, verlor stattdessen eine Leichtfigur und kämpfte auf verlorenem Posten.
Unsere Hoffnungen lagen daher auf unserem Ersatzmann Gerd an Brett 8. Dieser hatte sich mit Schwarz in einem überzeugend vorgetragenen McCutcheon-Franzosen, in dem sein Gegner ein harmloses Abspiel wählte, eine strategische Gewinnstellung erarbeitet. Um – wie oben von mir prognostiziert – den vollen Punkt zu holen, wäre allerdings wohl noch der Eingang einiger kleinerer Risiken nötig gewesen. Stattdessen entschied sich Gerd dafür, das Remis abzusichern und den Mannschaftssieg unter Dach und Fach zu bringen – eine sehr mannschaftsdienliche Entscheidung. (4½-2½).

Da der Mannschaftskampf hiermit entschieden war, nahm ich an, dass Robert im Turm-Endspiel mit blanker Minusfigur baldigst die Waffen strecken würde. Tatsächlich schien unser Mannschaftsführer jedoch heute richtig Bock auf Schach zu haben, denn das Endspiel ließ er sich von seinem Gegner quasi bis zum Matt zeigen. Dabei gab sich sein Gegenüber keine Blöße und zeigte eine tadellose Technik. (4½-3½).

Wir behalten somit auch nach fünf Spieltagen unsere blütenweiße Weste. An den letzten vier Spieltagen kommt es jedoch für uns noch zum Aufeinandertreffen mit Platz 2-4 der Tabelle. Dabei werden wir uns sowohl gegen Langenfeld (nächster Mannschaftskampf) als auch gegen Solingen bei bester Aufstellung der Teams in der Außenseiterrolle wiederfinden. Sofern wir jedoch nicht beide Kämpfe verlieren, rechne ich uns gute Chancen aus, am Ende der Saison auf einem der beiden ersten Plätze zu stehen. Sollten wir gar einen der beiden Kämpfe gewinnen, werden wir definitiv ein Wörtchen um den Titel mitsprechen dürfen.

Keno Lübsen

Veröffentlicht in GSK2, Mannschaft.

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