Sieger und Siegener

An Spieltag Nummer 2 der noch jungen Saison in der neu gegründeten NRW-Klasse bekamen wir Besuch vom Siegener SV. Da die Siegener leicht ersatzgeschwächt waren, gingen wir dabei favorisiert in den Mannschaftskampf – dass es am Ende jedoch zu einem Kantersieg reichen würde, war nicht zu ahnen.

Zunächst einigte sich Matthias – an Brett 2 mit den weißen Steinen spielend – nach einer unspektakulären Partie mit seinem Gegner auf eine Punkteteilung. (½-½).

Etwas später konnte Ferdi seine positionell sehr überzeugend vorgetragene Partie mit dem vollen Punkt krönen. In einem Sizilianer bildete Ferdi mit Schwarz einen gedeckten Freibauern im Zentrum, besetzte die einzige offene Linie mit seinem Turm und entwertete dabei die gegnerische Bauernmehrheit am Damenflügel. Als Ferdis König seinem Freibauern zur Hilfe eilte, war die Partie entschieden. (1½-½).

Michael (Brett 7, Schwarz) tütete den nächsten vollen Punkt ein. In einer klassischen Grünfeld-Partie übernahm Michael unter Bauernopfer, das sein Gegner wohl zu Unrecht nicht annahm, langsam die Initiative und gewann durch einen Spieß zunächst die Qualität und kurz darauf durch die Ausnutzung der gegnerischen Grundreihenschwäche weiteres entscheidendes Material. (2½-½).

Die nächste beendete Partie war die von Jan an Brett 1 (Schwarz). In einer zweischneidigen Stellung mit Figur gegen drei Bauern nahm Jan ein im Mannschaftssinne hervorragendes Remis an. (3-1).

Das 4-1 durfte der Berichterstatter selbst beisteuern: Mein Gegner wählte eine relativ harmlose Variante im McCutcheon-Franzosen, in der ich ihm einen isolierten Doppelbauern auf der c-Linie beifügen konnte. Leider erlaubte ich bei der Eroberung eines der beiden weißen c-Bauern jedoch dem gegnerischen Turm einen Schwenk zum Königsflügel, infolgedessen meine Stellung für einige Züge extrem bedenklich war. Mein Gegner tauschte jedoch die falsche Figur ab, sodass ich entscheidenden positionellen Vorteil erhielt, den ich zum Sieg umwandeln konnte. (4-1).

Das 5-1 steuerte Timo an Brett 8 bei: Nachdem sein Gegner das Aufreißen der Bauernstruktur um den eigenen König erlaubt hatte, gewann Timo später durch einen taktischen Trick einen Bauern. Dadurch erhielt Timo zudem einen dominanten Springer gegen einen schlechten Läufer, was er durch „Vorteilstransformation“ sicher ausnutzen konnte. (5-1).

Die spannendste und spektakulärste Partie des heutigen Tages gab es bei Samir an Brett 3 zu beobachten (daher gleich zwei Diagramme dieser Partie): Samirs Gegner machte in einem Grünfeld-Inder mit Schwarz aus der Not (Bauernverlust) eine Tugend (Bauernopfer für Initiative) und brachte Samir damit an den Rande einer Niederlage. Durch hartnäckiges und genaues Spiel gelang es Samir jedoch, die gegnerischen Drohungen abzuwehren und auch selbst gefährliches Gegenspiel zu initiieren. Am Ende entschied nach einem Fehler des Gegners in der Zeitnotphase folgende hübsche Kombination die Partie:

Den Schlusspunkt setzte Wolfram an Brett 6 mit einem interessanten Remis. Für ein paar Züge hatte Wolfram eine glatte Mehrfigur auf der Habenseite, diese hing jedoch permanent in der Luft und war vermutlich auch bei bestem Spiel nicht zu halten, sodass es Wolframs Gegner letztendlich gelang, ein verdientes Remis zu ergattern. (6½-1½).

Nach der heutigen überzeugenden Leistung, bei der das Ergebnis vielleicht einen Brettpunkt zu hoch ausfiel, führen wir nun tatsächlich mit einer weißen Weste als Doppel-Aufsteiger die Tabelle an. Auch wenn dies vermutlich nur eine Momentaufnahme darstellt, ist es aus meiner Sicht eine verdiente Belohnung für die geschlossenen Mannschaftsleistungen der letzten und bisherigen Saison.

Keno Lübsen

Veröffentlicht in GSK2, Mannschaft.

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