GSK IV gewinnt 19:13 in Leverkusen

Was bisher geschah: Unser Team GSK IV, auch genannt „die Vierte“, ist in der Saison2023/24 weiterhin in der Verbandsliga des Schachverbandes Mittelrhein am Start. Die Zahl der Staffeln in dieser Liga hat der Verband von vier auf drei reduziert. Wir spielen daher jetztin der Verbandsliga Nord und haben es dort mit Mannschaften aus Köln und Leverkusen zu tun. Der Saisonstart verlief für uns, wie schon im Vorjahr, so auch diesmal etwas unglücklich. Gegen die Mannschaft „Schachuzipus“ aus Köln-Mülheim unterlagen wir am 3.9. auswärts 14:18. Wirklich zu berichten gibt es über diese erste Runde eigentlich nur, dass Peter Foitzik als Einziger von uns seine Partie gewinnen konnte. 

Am Tag nach dem Spiel reiste ich direkt nach London (auch deshalb kein ausführlicher Bericht über die erste Runde) und machte dort eine Schachentdeckung im Londoner Straßenverkehr. Wer es einmal gesehen hat, der wird es nicht vergessen, was für ein faszinierender Anblick die Straßen von London sind. Ästhetisch und zugleich hoch effektiv ist es, wie dort Kolonnen von Wagen, die traditionellen Londoner Taxis, die berühmten roten Doppeldeckerbusse und dazwischen noch Mopeds und Fahrräder alle aneinander vorbeischlängeln, und wie durch ein Wunder passiert (meistens) kein Unfall. Ein besonders interessantes Phänomen besteht darin, dass Londoner Autofahrer die Fähigkeit besitzen, jede sich bietende Verkehrslücke umgehend auszunutzen. Sie tun das jedoch seltenhektisch oder überstürzt, sondern fast immer ruhig und auf eine elegante Art und Weise. Die Fahrzeuge fließen geradezu in sanfter, einheitlicher Bewegung in die freien Räume hinein, die sich ihnen in demselben Moment erst aufgetan haben. Genau so, drängte es sich mirplötzlich auf, muss man idealerweise auch Schach spielen: Man muss in die freien Räume, die der Gegner einem auftut, hineinfließen

Am vergangenen Sonntag, den 24.9., wieder zurück in der Heimat, gab es die Gelegenheit, das neue Konzept auszuprobieren. In Runde 2 traten wir – wieder auswärts – gegen die erste Mannschaft des SV Königsspringer Leverkusen an. Beide Teams hatten die Auftaktrunde verloren, und beide Teams traten diesmal nahezu in Bestbesetzung an, wollten also etwas für ihr Punktekonto tun. In dem geräumigen Spielsaal in Leverkusen-Manfort boten unsere Gastgeber ideale Spielbedingungen für den Mannschaftskampf.

Zum Spielverlauf: Wie es inzwischen schon eine gute Tradition bei uns ist, brachte Edgard seine Partie als Erster zum Abschluss. Am dritten Brett zeigte er, dass er nicht nur den Königsangriff beherrscht, sondern auch kleine taktische Ressourcen im Endspiel zu nutzen weiss. Nach einer Zwischenzug-Kombination mit Turmgabel drohte dem Gegner plötzlich erheblicher Materialverlust und er gab die Partie sofort auf. Parallel dazu hatte Christopher, noch im Mittelspiel, ebenfalls eine Taktik gesehen, mit der er dank einer Fesselung einen wichtigen Zentrumsbauern gewinnen konnte. Die Partie ging noch eine Weile weiter, aber Christopher verwertete den Vorteil souverän. 

Ralf spielte eine sehr scharfe Partie mit wechselseitigem Königsangriff. Sein eigener König war jedoch durchgehend besser geschützt als der des Gegners. Nachdem er mit Weiß die unmittelbaren Mattdrohungen beantwortet hatte, konnte er sich der ramponierten Rochadestellung von Schwarz widmen, die angesichts der Menge der Angreifer nicht zu halten war. Nikita opferte in der Eröffnung einen Bauern für bessere Entwicklung und Aktivität und bekam die Möglichkeit, als der Gegner irgendwann auf Gegenspiel spekulierte, mit dem Turm über die 7. Reihe einzudringen. Nachdem das einmal geschehen war, warplötzlich das Matt (oder erheblicher Materialverlust) nicht mehr abzuwenden. 

In meiner eigenen Partie, die wieder mal am längsten dauerte, spielte ich mit Schwarz gegen einen eher ruhigen englischen Aufbau (Sf3, c4, g3, Lg2, d3) und nutzte die Gelegenheit, meine Bauern mit den Zügen c5, e6, d5, d4 usw. wie eine langsam heranlaufende Küstenwelle in die gegnerische Stellung hineinfließen zu lassen. Später verlor ich dann einen Bauern und spielte längere Zeit mit klarem Nachteil. Hinzu kam noch erheblicheZeitnot, allerdings bot sich kurz vor dem 40. Zug die Chance zu einer Taktik, bei der ich durch eine Fesselung den Bauern wieder zurückgewinnen konnte. Noch etwas später erhielt ich meinerseits einen Mehrbauern, der sich zu guter Letzt im Endspiel Läufer + 4B gegen Springer + 3B verwerten ließ.   

Bei einem Remis (Markus Albert) und zwei Verlustpartien kam als Endstand ein deutliches19:13 bzw. 5.5:2.5 nach alter Rechnung für uns heraus. In der Tabelle rücken wir dadurch vom vorletzten Platz bis ins Mittelfeld auf. „Schachuzipus“ hat im Parallelspiel die 2. Rundeverloren, und keine Mannschaft hat in den ersten beiden Runden die vollen 4/4 Punkte geschafft. Somit ist auch für uns weiterhin alles möglich! Unser nächstes Spiel haben wir am 5.11. zu Hause gegen Bayer Leverkusen II. Die Schachfreunde vom SV KS Leverkusen begaben sich übrigens nach der Partie direkt zum Stadion, wo auch sie einen Sieg feiern konnten. Denn Leverkusen schlug Heidenheim an diesem Tag mit 4:1.

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